Mitglieder des Kölner Kreises

Eberhard Welty (1902-1965)

Der Dominikanerpater Eberhard Welty war als katholischer Sozialtheoretiker den Nachkriegplanungen des Kölner Kreises verbunden, den er seit 1941 beriet.

Welty wurde am 15. September 1902 im westfälischen Anholt geboren und starb am 2. Juni 1965 in Freiburg i. Br.. Er gilt als bedeutender deutscher katholischer Sozialethiker der Nachkriegszeit. - Geboren als ältestes von elf Kindern eines Schneidermeisters wuchs W. in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach Abschluss der Schule trat W. in den Dominikanerorden ein. Ab 1930 setzte der Orden ihn im Kloster Walberberg als Dozent für Ethik und Moraltheologie ein. 1935 promovierte er dort zum Dr. rer. pol. Auf der Basis der Scholastik seines mittelalterlichen Ordensbruders Thomas von Aquin entwickelte er seine Vorstellungen zu Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Rechte und Pflichten der Einzelnen werden definiert und idealiter in eine gestuft gegliederte Gemeinschaft eingeordnet.
Nachdem 1944 Nikolaus Groß bei den Dominikanern in Walberberg um sozialpolitische Beratung des Kölner Kreises gebeten hatte, nahm der Prior Laurentius Siemer an den Beratungen des Widerstandskreises teil und bat seinen Ordensbruder Welty um Ausarbeitungen zu verschiedenen Themenkomplexen. Sie wurden Grundlage seiner 1946 veröffentlichten Schrift "Entscheidung in die Zukunft" und geben ebenso wie die ebenfalls nach Kriegsende entstandene Schrift "Was nun" Einblick in die Beratungen des Kölner Kreises. Der ursprüngliche Text, auf dem "Was nun" basiert, sollte dem Widerstand als Basis eines Hirtenwortes nach erfolgtem Sturz des NS-Regimes dienen, das die deutschen Bischöfe verlesen sollten. Es wurde im Kölner Kreis beraten. Seine Ansichten trafen auch auf Widerspruch, besonders auch im Vergleich auf die Ansichten des dem Kreisauer Kreis angehörigen Jesuiten Alfred Delp, der mit dem Kölner Kreis in Verbindung stand. Welty nahm an den Beratungen des Kölner Kreises nicht persönlich teil, sondern Siemer trug seine Ideen vor. Nur beim letzten Mal, im Juli 1944, nahm er an der Konferenz teil. Er trug seine Ausarbeitung vor und versprach nach der Diskussion die vereinbarten Veränderungen. Der nächste Termin fand aber nach dem gescheiterten Attentat nicht mehr statt. Groß schrieb Welty eine Karte, dass sie "wegen dringender Verpflichtungen" ausfallen müsse. So blieb Weltys Mitwirkung am politischen Widerstand gegen Hitler der Gestapo verborgen.

Unmittelbar nach dem Krieg wurden Weltys Ausführungen für den Kölner Kreis zu einer "christlichen Gesamtlebensordnung" zur Diskussionsgrundlage der sich im Rheinland formierenden CDU. Ihre erste öffentliche Fassung erhielten sie in seiner Schrift "Was nun?" 1945 sowie weiter ausgearbeitet ein Jahr später im Buch "Entscheidung in die Zukunft". Die "Kölner Leitsätze" der rheinischen CDU von Juli 1945 waren das Ergebnis von Beratungen im Kloster Walberberg, wo sich direkt nach dem Krieg im Juni und Juli 1945 vor allem ehemalige Zentrumsangehörige getroffen hatten, um über den politischen Neuanfang zu beraten. Ziel war nicht die Wiederherstellung des Zentrums, sondern die Gründung einer überkonfessionellen Partei mit deutlich christlich geprägter Wertgrundlage, wie es im Kölner Kreis vorüberlegt worden war. Die Idee eines "Christlichen Sozialismus" konnte sich aber letztlich gegen Adenauers Pragmatismus nicht durchsetzen und wurde mit dem Düsseldorfer Programm 1949 nach der erfolgreichen Einführung der Währungsreform endgültig zu Grabe getragen.

Den frühen politischen Bemühungen folgte die Gründung eines Erwachsenenbildungswerkes in Walberberg. Das "Walberberger Institut" zeichnete sich durch überparteiliche Einstellung aus. Welty arbeitete dabei mit Oswald von Nell-Breuning S.J. zusammen, mit dem ihn das Eintreten für die Einheitsgewerkschaften verband. Weltys Zeitschrift "Die Neue Ordnung" ist bis heute neben den von Jesuiten redigierten "Stimmen der Zeit" die bedeutendste deutschsprachige katholische Zeitschrift, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus der Perspektive der Tradition der katholischen Soziallehre analysiert und immer wieder für unkonventionelle "Dritte Wege" plädiert. Daher zählte Welty zu den Verbindungsmännern der katholischen Kirche zur SPD.

Vera Bücker

Literatur:


Kölner Kreis